Donnerstag, 9. November 2023

Gedenken zur Pogromnacht am 9. November 1938

Modell der Freiburger Synagoge am Platz der Alten Synagoge
Auch die Freiburger Synagoge fiel in der Reichspogromnacht 1938 den Flammen zum Opfer. (Foto: Seeger/Stadt Freiburg)

Am 9. November 2023 jährt sich zum 85. Mal die Reichspogromnacht, in der organisierte NS-Trupps im Jahr 1938 mehr als eintausend jüdische Gotteshäuser in Deutschland anzündeten. Auch die Freiburger Synagoge fiel in dieser Nacht den Flammen zum Opfer.

Die staatlich befohlenen Brandstiftungen bildeten den Auftakt zu einer systematischen Verfolgung der jüdischen Bevölkerung durch die NS-Diktatur, die zum größten Völkermord der Geschichte führte.

Gedenkstunde auf dem Platz der Alten Synagoge

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit lädt am 9. November zusammen mit der Stadt Freiburg um 17.30 Uhr zu einer Gedenkstunde auf dem Platz der Alten Synagoge ein.

Neben Ansprachen von Oberbürgermeister Martin Horn und der Vorsitzenden der Israelitischen Gemeinde, Irina Katz, wird es einen Beitrag von Jugendlichen geben, die François Blum, den Vorsitzenden des Vereins Nachkommen, Verwandte und Freunde der Mitglieder der ehemaligen israelitischen Gemeinde als Zeitzeugen interviewt haben.

Der Frankfurter Chasan/Kantor Daniel Kempin wird als Gast der Egalitären Jüdischen Chawurah Gescher Kaddisch und El Male Rachamim beten.

Der Saxofonist Mike Schweizer begleitet die Gedenkstunde musikalisch.

Moderiert wird die Gedenkfeier von Pfarrer David Geiß, Bezirksbeauftragter für das christlich-jüdische Gespräch des Evangelischen Stadtkirchenbezirks.

Bereits um 16.30 Uhr beginnt bei der Hebelschule ein Gedenkweg zum Platz der Alten Synagoge, den Schülerinnen und Schüler vorbereitet haben.

Weitere Gedenkveranstaltungen

Donnerstag, 9.11., 16.30 Uhr:

Gedenkweg

Schülerinnen und Schüler haben Stationen eines Gedenkwegs von der Hebelschule im Stühlinger zum Platz der Alten Synagoge am Erinnerungstag der Pogromnacht vorbereitet. Eine Stunde vor Beginn der zentralen Gedenkfeier treffen wir uns an der Gedenktafel Hebelschule. Im Hebelschulhof wurden am 22. Oktober 1940 hunderte Jüdinnen und Juden aus Süddeutschland inhaftiert bevor sie mit Zügen in das Lager Gurs in Südwestfrankreich deportiert wurden.

Treffpunkt: Gedenktafel an der Hebelschule, Eingang Eschholzstraße
Organisation: Gabi Rolland, MdL, und PD Dr. Christian Stahmann
Veranstalter: Ökumenische Friedensdekade

Mittwoch, 8.11., 15 Uhr:

Buchvorstellung: Babi Jar. Realien

Buchvorstellung mit dem Historiker Pavel Polian
Veranstaltung in russischer Sprache

In der Kiewer Schlucht Babi Jar wurden fast 34.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder innerhalb von 48 Stunden von Einsatzgruppen der deutschen Sicherheitspolizei und des SD am 29. und 30. September 1941 erschossen. Pavel Polians historisch-analytische Chronik zeichnet die Vorgeschichte, Geschichte und Nachgeschichte des Massakers von Babi Jar nach.

Ort: Gemeindesaal der Neuen Synagoge, Nußmannstraße 14, 79098 Freiburg
Veranstalter: Israelitische Gemeinde
Eintritt frei, Spenden erbeten.
Anmeldung und Info: info@jg-fr.de

Mittwoch, 8.11., 19 Uhr:

Vortrag: Wie sich Freiburger Schuhhändler über einen "Judenladen" hermachten – der Schuhhändler Sale Levi und die Pogromnacht vom 9./10. November 1938

Vortrag des Journalisten Bernd Serger

Die "Wiener Schuh-Halle" des Kaufmanns Sale Levi in der damaligen Adolf-Hitler-Straße 249, Ecke Adelhauser Straße, war das letzte jüdische Geschäft in Freiburg, das am 9./10. November 1938 noch geöffnet hatte. Das wussten auch die SS und SA, zertrümmerten in jener Nacht die Schaufenster, zerstörten ein Teil der Einrichtung und bedienten sich an den Waren und Lagerbeständen. Was davon übrig blieb teilte die "arische" Konkurrenz der Schuhhändler zu Schandpreisen unter sich auf, während Sale Levi, nach Misshandlungen durch die SA in Freiburg, mit weiteren 135 jüdischen Männern ins KZ Dachau verschleppt wurde.

Ort: Gemeindesaal der Neuen Synagoge, Nußmannstraße 14, 79098 Freiburg
Veranstalter: Israelitische Gemeinde
Eintritt frei, Spenden erbeten.
Anmeldung und Info: info@jg-fr.de

Donnerstag 9.11., 19 Uhr:

Buchvorstellung: "Zerspiegelte Welten. Antisemitismus und Sprache aus jüdischer Perspektive"

Buchvorstellung mit der Autorin Julia Bernstein, Professorin für Diskriminierung und Inklusion in der Einwanderungsgesellschaft an der Frankfurt University of Applied Science.

Julia Bernstein analysiert, wie Antisemitismus zur Sprache kommt, welche Erscheinungsformen heute dominieren und aus welchen historischen Strukturen sie entstanden sind. Der Essay setzt sich zudem mit Shoa- und migrationsbezogenen Fragen auseinander, die auf Beobachtungen, Gesprächen und Erfahrungen der Autorin basieren.

Ort: Gemeindesaal der Neuen Synagoge, Nußmannstraße 14, 79098 Freiburg
Veranstalter: Israelitische Gemeinde
Eintritt frei, Spenden erbeten.
Anmeldung und Info: info@jg-fr.de

Donnerstag, 9.11. 19.30 Uhr:

Workshop: "Ejch nashir – Wie können wir singen – angesichts von Pogrom und Terror, damals und heute"

Leitung: Chasan/Kantor Daniel Kempin
Ort wird nach Anmeldung mitgeteilt.
Veranstalter: Egalitäre Jüdische Chawurah Gescher
Eintritt frei, Spenden erbeten
Anmeldung und Info: vorstand@gescher-freiburg.de

Montag, 13.11., 19.30 Uhr und 4 weitere Termine:

Seminar: Gemeinschaft bei Martin Buber – Dialogphilosophie entdecken

Fünfteiliges Seminar mit Prof. Dr. Wilhelm Schwendemann, Evangelische Hochschule Freiburg

Martin Buber (1878-1965) gehört zu den größten jüdischen Denkern des 20. Jahrhunderts. Neben seiner Bibelübersetzung mit Franz Rosenzweig ist er wegen seiner Dialogphilosophie (Ich – Du), seiner Religionsphilosophie und seinen Schriften zum osteuropäischen Judentum (Chassidismus) bekannt geworden. Bubers Schriften zu seinem philosophischen, theologischen und pädagogischen Ansatz werden gelesen, die Inhalte erschlossen, bedacht, kommentiert und interpretiert; der
Schwerpunkt liegt jedoch im Gespräch und Austausch.

Ort: Matthias-Claudius-Kapelle, Kybfelsenstraße 17, 79100 Freiburg
Veranstalter: Kooperation Evangelische Erwachsenenbildung und Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
Anmeldung und Info: 0761-7086342, eeb.freiburg@kbz.ekiba.de, erwachsenenbildung-freiburg.de