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Stadttunnel

Fragen und Antworten

Warum ist der Stadttunnel so wichtig für Freiburg?

Das hat im Wesentlichen zwei Gründe: Zum einen lässt sich nur so der Verkehr in diesem extrem belasteten innerstädtischen Bereich reduzieren. Zum anderen entsteht entlang der Dreisam wertvoller Raum für die Menschen, wenn ein Großteil des Verkehrs unter die Erde wandert. Hier soll ein neuer grüner Stadtraum an der Dreisam, ein Dreisampark entstehen.

Freiburg und die Region Südschwarzwald sind in den letzten Jahren stets beliebter geworden und gewachsen. In den letzten Jahren hat daher der Verkehr auf der Bundesstraße 31 weiter zugenommen. Vor allem entlang des engen Abschnitts auf Höhe der Innenstadt spitzt sich das Problem zu. Dort leiden viele Menschen unter der Menge des Verkehrs, begleitet von Lärm, Gestank und Sicherheitsrisiken. Freiburg arbeitet konsequent an der Verkehrswende, gerade auf den überregionalen Verkehr hat eine Kommune aber kaum Einfluss (siehe Frage 9). Hinzu kommt ein weiteres Problem: Die Lage Freiburgs an der Mündung des Dreisamtals ist zwar landschaftlich sehr reizvoll, jedoch kann der Verkehr aufgrund der Geographie des Schwarzwaldes nicht auf eine alternative Route ausweichen. Wenn sich die Situation verändern soll, braucht es den Tunnel.

Untersuchungen haben inzwischen bestätigt, dass die heutige B31 auf eine Spur je Fahrtrichtung zurückgebaut werden kann, wenn der Tunnel kommt (https://stadttunnel-freiburg.de/verkehrsuntersuchung). So ist sicher, dass an der Oberfläche Platz für eine Neugestaltung mit großzügigen Grün- und Freiflächen sein wird. Das ist die Vision, die mit dem Stadttunnel verbunden ist: Ein neuer, grüner, zentraler und naturnaher Raum an der Dreisam für alle Freiburgerinnen und Freiburger – statt einer nicht endenden Blechlawine, die sich weiter durch das Zentrum der Stadt zieht.

Gibt es Erfahrungen mit Tunneln in Freiburg?

Der Stadttunnel ist nicht der erste Tunnel, der an der B31 in Freiburg gebaut wird. Vor rund 20 Jahren wurden die Tunnel im Osten der Stadt, also der Kappler Tunnel und der Schützenalleetunnel, eröffnet. Die Vorteile für die Menschen im Freiburger Osten sind heute gewaltig. Kaum auszudenken, wie es heute in Ebnet, Littenweiler und Waldsee aussähe, wenn der Verkehr der B31 hier immer noch hindurchfließen würde. Ebenso ist zu beobachten, dass es in den richtungsgetrennten Tunnelröhren, also einer Tunnelröhre je Fahrtrichtung, deutlich seltener zu Störungen und Unfällen kommt als in oberirdischen Straßen.

Was bedeutet die Umwandlung in eine Autobahn?

Auf den ersten Blick wirkt das widersprüchlich: Eine Stadt, die auf Nachhaltigkeit, ÖPNV, Radverkehr und Klimaschutz setzt, will in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt eine Autobahn mit zwei Anschlüssen bauen. Doch abgesehen von der Bezeichnung auf dem Papier und der Farbe der Verkehrsschilder ändert sich an der Anbindung der Innenstadt kaum etwas.
 

Einen wesentlichen Unterschied macht dieser Farbwechsel für die Planung und den Bau: Denn Autobahnen sind Aufgaben des Bundes, die Autobahn GmbH übernimmt deshalb diese Aufgaben. Die Stadt Freiburg hat derweil die Möglichkeit, sich um die Neugestaltung der Oberfläche zu kümmern und damit einen neuen attraktiven Stadtraum für Freiburg zu schaffen.

Wie soll die Stadt an der Oberfläche aussehen, wenn der Stadttunnel gebaut ist?

Wenn der Verkehr unter die Erde wandert, ist an der Oberfläche Raum für Neues: Flächen, die bisher den Autos und Lkw vorbehalten waren, können neu organisiert werden. Dann ist Platz für Grünflächen, schönere Aufenthaltsbereiche, komfortablere Fuß- und Radwege oder auch Kunst, Kultur und Gastronomie. Diese Spielräume wird die Stadt nutzen, um den wichtigen innerstädtischen Bereich entlang der Dreisam attraktiver für die Bevölkerung zu gestalten.

Wie der neue Stadtraum am Ende aussehen soll, steht jetzt noch nicht fest. Aktuell arbeiten renommierte Büros erste Konzepte aus, dabei werden die Bürgerinnen und Bürger einbezogen – die Menschen können mitreden, wie die neuen Freiräume genutzt werden.

Ein Planungswettbewerb, der auch die Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger berücksichtigt, soll dann zeigen, wie die Gestaltung dieses zentralen neuen Stadtraums an der Dreisam aussehen könnte. Andere große Umbauten und Modernisierungen haben gezeigt, wie sehr die Stadt davon profitieren kann. Denkt man an den früher vierspurigen Rotteckring oder auch an die Schwarzwaldstraße in Waldsee vor und nach ihrer Umgestaltung, dann zeigt sich: Der Stadttunnel kann ein großer Gewinn für Freiburg werden!

Was kostet der Stadttunnel und wie wird er finanziert?

Den Bau des Tunnels finanziert der Bund, dafür zahlt die Stadt Freiburg nichts. Der Tunnel steht im sogenannten „vordringlichen Bedarf“ des Bundesverkehrswegeplans, das ist die höchste Priorisierung des Bundes für Autobahnprojekte. Dort ist eine Kostenschätzung von rund 325 Millionen Euro aus dem Jahr 2016 angegeben. Wenn die Planungen abgeschlossen sind, soll die Zahl aktualisiert werden. Es ist davon auszugehen, dass die Kosten dann deutlich höher liegen. Bauen ist seit der ersten Schätzung deutlich teurer geworden.

Konkret übernimmt der Bund die Kosten für:

  • den Bau des Stadttunnels bis zum Ende der Ein- bzw. Ausfahrrampen,
  • die Wiederherstellung der durch die Baustelle beanspruchten Flächen,
  • die Veränderungen in den Straßenräumen durch die neuen Ein- und Ausfahrtrampen,
  • die notwendige Umverlegung von Leitungen sowie
  • die Maßnahmen zum ökologischen Ausgleich von Eingriffen, zum Immissionsschutz usw. entsprechend der geltenden Richtlinien und Gesetze

Die Umgestaltung der künftig vom Verkehr entlasteten Straßenräume und der übrigen Freiräume zwischen den Anschlussstellen Schwarzwaldstraße („Ganterknoten“) und Kronenbrücke, ist Aufgabe der Stadt Freiburg. Was das kostet, lässt sich aktuell noch nicht kalkulieren.  Dazu bedarf es einer konkreteren Planung, für die mit der aktuell laufenden Konzeptstudie eine Grundlage geschaffen wird.

Macht der Stadttunnel Freiburg nicht nur dann Sinn, wenn auch der Falkensteigtunnel kommt?

Die Stadt Freiburg ist solidarisch mit anderen Maßnahmen entlang der B31, mit denen die Lebensqualität vor Ort verbessert werden kann. Die Verbesserung an einzelnen Stellen soll jedoch nicht zum Nachteil anderer werden. Die Region sollte deshalb weiterhin gemeinschaftlich und geschlossen auftreten.

Das bedeutet aber nicht, dass einzelne Maßnahmen – wie der Stadttunnel – nur dann umgesetzt werden sollen, wenn alle anderen auch kommen. Sowohl der Stadttunnel Freiburg als auch der Falkensteigtunnel führen für sich genommen zur Entlastung der jeweils betroffenen Ortschaft. Und auch wenn sich bei einem Projekt Verzögerungen ergeben, ist die Fortführung des anderen Vorhabens dennoch sinnvoll.

Als weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass der Stadttunnel Freiburg von der Autobahn GmbH des Bundes verantwortet wird und der Falkensteigtunnel vom Regierungspräsidium Freiburg. Bereits dadurch ist vorgegeben, dass die Projekte nicht nur inhaltlich, sondern auch in zeitlicher Hinsicht ihren individuellen Gang gehen.

Wäre es nicht viel besser, Verkehr grundsätzlich zu vermeiden oder zu verringern, als einen Autotunnel durch die Stadt zu bauen?

Die Stadt arbeitet an vielen Stellen daran, Verkehr zu vermeiden und vom Auto auf andere Verkehrsmittel (Fußverkehr, Fahrrad, ÖPNV) zu verlagern. Der Umbau des Straßenraums läuft bereits: Der Fuß- und Radverkehr bekommt mehr Platz, der Autoverkehr weniger. Dazu werden Stadtbahnnetz und ÖPNV ausgebaut. In Neubaugebieten wird alles dafür getan, den Kfz-Verkehr zu reduzieren und Alternativen zum Auto zu fördern.

Wenn die Verkehrsführung entlang der Dreisamuferstraßen und der Schwarzwaldstraße gleichbleibt, wird es hier keine Verbesserungen geben. Nur ein geringer Teil des Verkehrs lässt sich auf Alternativen verlagern. Es wird weiterhin viele Menschen geben, die die Stadt in Ost-West-Richtung durchqueren – Bewohner_innen des Schwarzwalds oder des Dreisamtals auf dem Weg ins westliche Stadtgebiet, in die Rheinebene oder zur Autobahn ebenso wie Bewohner_innen aus Freiburg in die Umgebung fahren.

Nähme man der B31 etwa Spuren weg, würde sich der Verkehr noch mehr als heute stauen und parallel in die umliegenden Wohnstraßen ausweichen.

Der regionale Güterverkehr hat zudem keine realistischen Alternativen zur Straße: die Versorgung der Region mit Lebensmitteln und anderen Gütern, der Wirtschaftsverkehr der Betriebe im Schwarzwald und an der Baar – all diese Verkehre müssen auch weiterhin möglich sein. Und auch die Höllentalbahn kann realistischerweise weder heute noch in Zukunft für Gütertransporte genutzt werden.

Warum kann man als Lösung nicht nur auf die Verkehrswende setzen?

Nur mit der Verkehrs- und Mobilitätswende gelingt es, die Klimaschutzziele zu erreichen und die Stadt menschenfreundlicher zu gestalten. Deshalb sollen die durch den Verkehr erzeugten CO2-Emissionen bis 2030 um 40 Prozent sinken (im Vergleich zum Jahr 2010). Dafür hat die Stadt einen konkreten Plan: den Klimamobilitätsplan.

Eine Kommune kann jedoch vor allem auf den Verkehr innerhalb ihrer Stadtgrenzen Einfluss nehmen. Neue Radwege und ein besserer ÖPNV sind deshalb starke Angebote für die Menschen in Freiburg.

Und auch wenn alle Ziele des Klimamobilitätsplans (Klimamobil unterwegs in Freiburg - www.freiburg.de - Mobilität und Verkehr/Klimamobil unterwegs in Freiburg) erreicht werden – wofür massive Anstrengungen und auch Veränderungen im Verhalten der Verkehrsteilnehmer_innen nötig sind – verbleibt immer noch sehr viel Auto-Verkehr auf der Straße. Dieser soll in Zukunft immer mehr aus Fahrzeugen bestehen, die mit Strom aus regenerativen Quellen angetrieben werden. Das bedeutet, dass Anwohnerinnen und Anwohner dann weniger unter Lärm und Schadstoffen leiden und das Klima weniger belastet wird. Es bedeutet für Freiburgs Innenstadt aber auch, dass ohne Tunnel immer noch jeden Tag viele zehntausend Fahrzeuge entlang der Dreisam fahren werden. Der Stadtraum an der Dreisam kann so nicht entlastet und den Bedürfnissen der Menschen entsprechend umgebaut werden.

Warum kann man den überregionalen Verkehr nicht an der Durchfahrt durch Freiburg hindern?

Das Regierungspräsidium Freiburg hat mehrfach geprüft, ob ein regionales Lkw-Durchfahrtsverbot zwischen den Autobahnen A81 und der A5 rechtlich zulässig wäre. Das ist es nicht; vor allem weil es keine vergleichbar geeignete Alternative für die Verbindung über die B31 gibt.

Die B31 als Bundesstraße dient per Definition dem überregionalen Verkehr. Sie ist westlich der Schnewlinbrücke mit mehreren Fahrstreifen bereits heute einer Autobahn ähnlich. Hier sind zwar auch viele Lastwagen mit süd- oder osteuropäischen Kennzeichen unterwegs. Aber zahlreiche dieser Lkw fahren für Firmen aus der Region. Und die Region, für die die B31 die naheliegendste Überquerung des Schwarzwaldes darstellt, ist groß: Sie reicht vom Bodenseeraum im Süden bis in den Raum Tübingen/Reutlingen im Norden.

Was bedeutet der Stadttunnel für den Klimaschutz?

Die Vorteile des Stadttunnels liegen vor allem in der Verbesserung der Lebensqualität für die Anwohnerinnen und Anwohner sowie in der Aufwertung des Raums an der Dreisam für alle Menschen der Stadt. Das Potenzial ist, wie eingangs beschrieben, enorm. Auch wenn noch nicht feststeht, wie die zukünftige Gestaltung an der Oberfläche konkret aussehen soll: Wenn der Tunnel gebaut ist, ist zu erwarten, dass aufgrund des verringerten Verkehrsaufkommens dann Flächen entsiegelt und zusätzliche Bäume gepflanzt werden können.

Ebenso ist es sicher als Gewinn zu betrachten, dass gemäß Verkehrsuntersuchung prognostizierte 75 Prozent des Schwerlastverkehrs unter die Erde wandern. Im Übrigen hat eine Berechnung der Agentur Regio Consult Verkehrs- und Umweltmanagement ergeben, dass durch den Stadttunnel kein signifikanter Mehrverkehr entstehen soll.

Der Tunnel hat jedoch keinen direkten positiven Effekt auf die Verkehrswende und den Klimaschutz. Dafür schafft er wichtige Freiräume in der Stadt und entlastet die Anwohnenden. Deshalb steht die Stadt Freiburg hinter diesem Projekt und setzt sich weiterhin mit vielen anderen Projekten, Programmen und Investitionen mit ganzer Kraft für die Verkehrswende und den Klimaschutz ein. Bis 2030 will Freiburg die klimaschädlichen Emissionen um mindestens 60 Prozent senken. Im Jahr 2035 soll die Stadt klimaneutral sein.

Was wäre, wenn wir auf den Stadttunnel verzichten?

Wenn der Stadttunnel nicht gebaut wird, bleibt die Situation für die Anwohnenden unverändert schlecht. Sie müssten weiter mit Lärm, Dreck und vielen Autos vor der Tür leben. Der innerstädtische Raum entlang der Dreisam müsste weiterhin – und auf lange Sicht – vorrangig dem Verkehr dienen. Es wäre kaum möglich, die Verkehrsflächen zu reduzieren und so Freiräume zu schaffen. Die Situation würde sich wohl sogar weiter zuspitzen, da ein weiterer Anstieg des Verkehrsaufkommens vorausgesagt wird.

Denkbar ist auch, dass der Verkehr, wenn er weiter zunimmt, an der Oberfläche an seine Grenzen stößt – und sich dann Wege durch die Seitenstraßen sucht. Dann wären auch die Quartiere in der zweiten Reihe stärker betroffen. Die Problematik der B31 wird somit nicht „nur“ diese Achse selbst, sondern größere Teile des südlichen Freiburger Stadtgebietes betreffen. Relevante Entlastungen durch die dringend benötigte Verkehrswende sind hierbei erst langfristig zu erwarten.